XX-RIOTS
Ein Tanzstück von Modjgan Hashemian (scroll down for english)
Man erlebt Schmerz – lernt ihn auszuhalten. Wenn du mit niemandem über deine Gefühle reden kannst, zeig es dem Sandsack.
XX-Riots setzt sich auf verschiedenen Ebenen mit den Bildern und Klischees auseinander, denen Frauen in männlich dominierten Kampfsportarten ausgesetzt sind. Die „Cholitas“, bolivianische Wrestlerinnen, werden in ihrem Land sehr verehrt und haben gesellschaftlichen Sonderstatus, dennoch stehen hinter dem Erfolg der Frauen zumeist patriarchal dominierte Strukturen. Neben den Cholitas spiegeln sich die – jeweils vor Ort recherchierten – Geschichten iranischer Ninjakämpferinnen und der „Berliner Boxgirls“ in XX-Riots wieder.
Im Unterschied zum Tanzen sollte eine Boxerin sich nicht komplett auf den Rhythmus der Gegnerin einlassen, sondern ihren eigenen Tanz tanzen und versuchen, die Gegnerin aus dem Rhythmus zu bringen, sie zu verunsichern.
Der eingesteckte Schlag kommt dem Publikum ungewohnt nah, das Umkreisen, in Deckung gehen, Ausweichen und Zuschlagen erreicht durch die Verflechtung mit den Realitäten und Geschichten der Frauen eine einschneidende Bedeutung: Die fünf Tänzerinnen stellen vorherrschende Bilder, wie das der per se maskulinen Boxerin und der besonders femininen Tänzerin, in Frage. Sie untersuchen aber auch, welche Bedeutung solche Klischees für die Frauen selbst und ihre Motivation für den Kampfsport haben können.
Modjgan Hashemians bisherige Arbeiten beschäftigen sich mit Grenzen, mit Prozessen der Ausgrenzung und Einengung in politischen und gesellschaftlichen Kontexten. In XX-Riots setzt sie die Regeln des Kampfsportes als choreografische Partitur ein: Gibt es Parallelen zwischen diesen Regelwerken und jenen, mit denen sich Frauen im alltäglichen Leben herumschlagen müssen? Sind die Sportarten Spiegel und Ventil der täglichen Repressalien? Oder geht es einfach nur um Leidenschaft für den Sport?
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A dance performance by Modjgan Hashemian
You experience pain – learn to endure it. If you can’t talk to someone about your feelings, show the punching bag.
XX-Riots engages with the images and stereotypes women are subjected to in male dominated martial arts on various levels. The Bolivian female wrestlers “Cholitas” are highly revered and enjoy a special social status in their country, nonetheless, the structures behind the women’s success are usually dominated by a patriarchal order. Apart from the Cholitas‘ story, XX-Riots reflects the –locally researched – stories of Iranian Ninja fighters and the “Berliner Boxgirls”.
Unlike in dance a boxer should never completely move with her opponent’s rhythm but should dance her own dance, seeking to throw the opponent out of her rhythm, to unnerve her.
Taking the blow comes unusually close to the audience. Circling, taking cover, dodging and striking gain momentous importance due to the interwovenness with the women’s realities and stories: the five dancers challenge predominant images such as that of the per se masculine female boxer and the especially feminine dancer. But they also examine what these stereotypes may possibly mean to the women themselves and their motivation for practising martial arts.
In her work so far, Modjgan Hashemian has dealt with boundaries, with processes of exclusion and restriction in political and social contexts. In XX-Riots she applies the rules of martial arts like a choreographic score: are there similarities between these sets of rules and those women have to grapple with in everyday life? Are these sports mirrors and outlets for everyday reprisals? Or is it just about passion for the sport?
Eine Produktion von Modjgan Hashemian in Koproduktion mit Kultursprünge im Ballhaus Naunynstrasse gemeinnützige GmbH. Gefördert durch die interkulturelle Projektförderung und dem Goethe Institut.